Das Kampfrau-Projekt

Als ich letztes Jahr auf der Mittelalterwoche in Visby zu Besuch war, fielen mir die vielen Landsknechte auf.

Da ich diese Roben sehr interessant und einfach nur toll fand, war mein Entschluss schnell gefasst: Ich brauche ein Kampfraukleid!
Also habe ich mir als Souvenir Stoff von dem Markt mitgenommen. Einen petrolfarbenen Wollstoff (4m) und einen dunkelroten Wollstoff (1m).

Wieder in Deutschland ging die Recherche los und die Frage welches Vorbild ich nehmen sollte. Das war gar nicht so einfach, da ich schon gewisse Vorstellungen hatte wie das Kleid aussehen soll.
Schließlich entschied ich mich Urs Graf "Lagerdirne und Erhängter" 1525 zu interpretieren und nach zu nähen.

Um eine bessere Vorstellung für mein Langzeitprojekt zu bekommen zeichnete ich es erst einmal auf. Ich bin nicht die beste Zeichnerin aber für meine Zwecke reicht es ;)


Der erste Probeschnitt war erstaunlicherweise kein Problem.
Also machte ich mich daran das Oberteil sowie die Ärmel zu zuschneiden.
Im vorhinein habe ich mich dazu entschieden, dass der rote Brusteinsatz ein einzelnes Teil wird, welches am Ende mit Nadeln am Oberteil festgesteckt wird. Dies hat den Grund, dass ich das Kleid an der Seite schließe und das Oberteil sehr eng sitzen muss. So ist auch das An- und Ausziehen leichter.
Nachdem zusammen nähen des Oberteils und das Annähen des Rockteiles sah das Kleid so aus:


Da der Stoff leicht angeraut ist, ist es nicht notwendig die Schlitze zu versäubern. Das hat einiges an Arbeit gespart.
Mein nächster Schritt lag daran, die Streifenhöhe für den roten Einsatz im Rockteil festzulegen. Ich entschied mich nach längerem Überlegen diese etwas weiter auseinander zu ziehen als im Vorbild und in der Zeichnung. Doch die Stickerei habe ich beibehalten und mit Baumwollgarn angebracht.

Die Stickerei zwischen den Streifen im Rockteil


Da das Kleid größtenteils nun fertig war machte ich mich an das Unterkleid.
Dieses habe ich aus etwas feinerem Leinen gefertigt. Hauptsächlich richtete ich mich nach dem Tutorial von Katafalk. Wer über die Machart mehr erfahren will das Tutorial ist wirklich Empfehlenswert.

Smocken ist zwar aufwendig aber so schön!

Ich hatte zwar schon eine Wulsthaube aber die Anleitung von Katafalk animierte mich noch eine weitere zu machen. Diese ist mit dem Streuchlein als nächstes entstanden. Ebenfalls wieder aus Leinen. 

Die eigentliche Haube von vorn...

... und von hinten.

Weiter ging es mit dem Hut welcher mir wirklich Kopfzerbrechen bereitete. Die Umsetzung von Katafalk war diesmal nicht nach meinen Vorstellungen. 
Schließlich entschied ich mich dazu ein Filz zu beziehen und dieses dann auszuschmücken. 

Auch habe ich nun noch ein Gollar aus brauner Wolle angefertigt. Der Streifen und das Futter sind aus den Resten meines roten Wollstoffes vom Kleid entstanden. 

Und so sieht nun mein fertiges Projekt aus:


Die Kuhmaulschuhe habe ich gekauft
Die weiteren Accessoires sind aus meinem Bestand.  

Das Gollar vom nahem.








 Sitzend, Vor- und Rückansicht des Kleides ohne Gollar




Fazit: 
Nach ca. 200 Stunden Arbeit, 5,5m Wollstoff, 4m Leinen, diversen Federn, Stickgarn-Metern und Nähgarn-Metern: Es sieht nicht so wie ich es mir anfangs vorgestellt habe aus aber dennoch mag ich es sehr! 


Kommentare

  1. Boahhh - wunderschön !
    Und so viel aufweniger als ein HoMi Kleid, was die Menge an Nähten und Stoffülle betrifft. Von der Optik kein Vergleich, wirklich kleidsam und aufregend. 8-)
    (wenn Du einmal pflanzengefärbtes Wollgarn suchst, ich verkaufe so etwas auf handlichen Garnröllchen.)

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  2. PS - schon das Unterkleid ist der Hammer. *seufz*

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  3. Ich hab das grad über Pinterest entdeckt. Mein Gott. Es ist so super. Jetzt wwill ich auch eine Kampfrau darstellen. :D
    Riesigsten Respekt für diese geduldige Top-Arbeit. Ein Traum.

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